Vor 50 Jahren fand im Künstlerhaus die Ausstellung trigon 1967 statt, die als Startpunkt der zeitgenössischen Kunst in der Steiermark gilt. Der an der Ausstellung als Architekt beteiligte Eilfried Huth hat damals den Aufbau fotografisch festgehalten.
Looking Back:
trigon 1967
Die dritte Ausgabe der Dreiländer- Biennale trigon fand vom 5. September bis 15. Oktober 1967 unter dem Titel ambiente / environment im Künstlerhaus Graz und dem umliegenden Gelände des Stadtparks statt. Anstatt ein weiteres Mal nach traditionellem Muster Malerei und Skulptur isoliert zu präsentieren, entschieden sich der Ausstellungsleiter Wilfried Skreiner (*1927 – 1994 Graz), der im Vorjahr zum Leiter der Neuen Galerie Graz berufen worden war, und seine beiden kuratorischen Berater – Umbro Apollonio für Italien (*1911 Triest – 1981 Bassano del Grappa) und Zoran Kržišnik (*1920 – 2008 Žirovnica) für Jugoslawien – für ein innovatives und damals hochaktuelles thematisches Konzept.
Angeregt durch die Schnittbilder Lucio Fontanas (*1899 Rosario – 1968 Comabbio), in denen der Künstler den Aufbruch aus der Fläche des traditionellen Tafelbildes in den dreidimensionalen Raum vollzog, und beeinflusst von den psychedelischen Tendenzen der Zeit, sollten in den gezeigten künstlerischen Arbeiten Fragen zur Wahrnehmung von Raum im Zentrum stehen. Die 16 eingeladenen Künstler aus den Trigon-Ländern Österreich, Italien und Jugoslawien – Ivan Picelj (*1924 Okučani – 2011 Zagreb) musste seine Teilnahme allerdings absagen – zeigten in der Ausstellung Räume und Environments, in denen Auseinandersetzungen mit Raumfragen verhandelt, Kunstgattungen miteinander verschmolzen und die Betrachter_innen zur aktiven Teilnahme herausgefordert wurden.
Die Architekten Günther Domenig (*1934 Klagenfurt – 2012 Graz) und Eilfried Huth (*1930 Pengalengan, lebt in Graz), die seit 1963 als „Planungsgruppe Domenig/Huth“ zusammenarbeiteten, waren mit der Entwicklung eines architektonischen Displays für die Arbeiten im Innen- und Außenraum beauftragt. Sie entwarfen einen Rundgang, der die Besucher_innen in und durch das Künstlerhaus führte und schließlich über die Apsis in das Außenareal leitete. Mit bis zu 40 Studenten waren sie mehrere Wochen lang mit der Betreuung der Ausstellung beschäftigt.
Besonderes Aufsehen erregte der von Domenig und Huth konzipierte, haushohe Eingangspavillon. Ihr anfänglicher Plan einer Kuppelkonstruktion aus roten pneumatischen Schläuchen wurde allerdings verworfen, da ein Gewittersturm während des Aufbaus das Material beschädigte. Die beiden Architekten entschieden sich schließlich für eine mit einem Gerüst umgesetzte Rampenführung in Form einer Spirale, die sie mit Plastikfolien überdachten. Am Eingang zu diesem sogenannten „Transformator“, der die Wahrnehmung der Besucher verändern und diese so auf die Ausstellung einstimmen sollte, befand sich die Kasse und der Buchverkauf, in seinem Zentrum war eine Multimediaschau installiert. Die roten Schläuche des ursprünglichen Entwurfs wurden nach einer provisorischen Reparatur der Gewitterschäden als Sitzgelegenheiten in der Ausstellung eingesetzt.
Der Designer Horst Gerhard Haberl (Gerhard Wolf) (*1941 Graz, lebt in Sulz, Burgenland) gestaltete einen markanten Ausstellungskatalog, der durch Verwendung spezieller Papiersorten und Hinzufügung von Beigaben dem zeitgenössischen Design innovativer Künstlerbücher folgte. Ergänzt wurde dieser durch eine zweite, als Dokumentation der Ausstellung angelegte Ausgabe. Trotz dieser Publikation, die für das Verständnis der mitunter komplexen Environments eine besondere Unterstützung bot, stieß die Ausstellung und die darin gezeigte Kunst auf starke Ablehnung. Neben Fällen von Vandalismus – etwa gegen den Turm Oswald Oberhubers – zeigte sich die von trigon 67 ausgelöste Entrüstung in zahlreichen erbitterten Leserbriefen in der Grazer „Kleinen Zeitung“. Darin wurde u. a. der Rücktritt des Kulturreferenten Hanns Koren (*1906 Köflach – 1985 Graz) und die Entlassung Wilfried Skreiners gefordert.