Ein Rundgang durch die Ausstellung "Hate Speech. Aggression und Intimität". Fotos von Markus Krottendorfer.
On View: Hate Speech. Aggression und Intimität
Thomas Baumann, Paint Balls – Shots of Reflections, 2010
Tarnnetz, 3000 x 900 cm, Courtesy Galerie Krobath, Wien; Galerie Krupp, Basel
Anlässlich der Ausstellung Hate Speech. Aggression und Intimität lässt Thomas Baumann (*1967 Altenmarkt, lebt in Wien) das Künstlerhaus unter einem 270 m2 großen Tarnnetz verschwinden. Das vielschichtige Schaffen des österreichischen Künstlers beinhaltet immer wieder Momente der Infragestellung von Wert- und Formsystemen. Paint Balls – Shots of Reflections (2010) verkehrt die ursprüngliche Absicht der Camouflage jedoch ins Gegenteil. Das Netz verdeckt nicht, sondern zeigt auf: Bunte Farbflecken überziehen die Oberfläche und enttarnen das Gebäude. Die wegen ihrer Neonfarben an den Mannschafts- und Kampfsport Paintball erinnernden Spuren verweisen auf einen massiven Beschuss aus allen Himmelsrichtungen und machen das am Rande des Grazer Stadtparks unweit weiterer öffentlicher Repräsentationsbauten gelegene Gebäude zum Blickfang.
Candice Breitz, Sweat, 2018
Einkanal-Video, Farbe, Ton, 24:56 Min., Courtesy KOW, Berlin
Die südafrikanische Künstlerin Candice Breitz (*1972 Johannesburg, lebt in Berlin) zentriert in ihren Werken die Bedeutung von Medien in der Entwicklung von Individuen oder Gruppen. Die im Künstlerhaus präsentierte Installation Sweat (2018) ist ein begleitendes Werk der 13-Kanal-Videoinstallation TLDR (2017), für die Breitz Interviews mit Aktivist_innen der SWEAT (Sex Workers Education & Advocacy Taskforce in Kapstadt, Südafrika) erstellte. Sweat präsentiert Ausschnitte dieser umfangreichen Recherchearbeit und fungiert als Sprachrohr für einen Chor aus afrikanischen Sexarbeiter_innen. Der Fokus der Kamera liegt auf den Lippen und damit auf der (Aus)Sprache der zehn Interviewpartner_innen (ein Mann und neun Frauen), die nacheinander je in maximal 1.400 Zeichen bzw. in 10 Tweets-langen Statements über ihre Arbeit, deren Bedingungen und Wert und die mit ihr verknüpften Vorurteile und Emotionen berichten.
Elena Aya Bundurakis, Heart, 2017
Inkjet Print auf mattem Kunstdruckpapier, 40 x 27,94 cm, Courtesy die Künstlerin
Elena Aya Bundurakis, Mouth, 2017
Inkjet Print auf mattem Kunstdruckpapier, 22 x 31,5 cm, Courtesy die Künstlerin
Elena Aya Bundurakis, Yawn / Sclera, 2016
Inkjet Print auf mattem Kunstdruckpapier, 44 x 31,5 cm, Courtesy die Künstlerin
Elena Aya Bundurakis, Glandular / Tongue, 2016
Inkjet Print auf mattem Kunstdruckpapier, 44 x 31,5 cm, Courtesy die Künstlerin
Elena Aya Bundurakis (*1988 Kreta, lebt in Athen und Antwerpen) kombiniert und variiert in ihren Installationen und Büchern hauptsächlich Fotografien, aber auch Zeichnungen, Videos und Haiku-Gedichte miteinander. Ihre Motive sind Fragment- und Detailaufnahmen ihres Alltags. Ein besonderes Interesse der Künstlerin besteht hierbei gegenüber der Beschaffenheit von biologischen Organismen und dem eigenen Körper. Dabei entsteht ein Bildkosmos, der, genährt aus Gegensätzlichkeit und einem Spiel zwischen Aggression und Introversion, emotionale Assoziationsketten bei den Betrachter_innen auslöst. Die auf der Einladungskarte zur Ausstellung abgebildete Arbeit Yawn / Sclera I (2016) entstammt der Werksreihe Looking for Summer in the Middle of My Adulthood (seit 2015, fortlaufend). Für diese Reihe beleuchtet die Künstlerin die Wurzeln ihres erwachsenen Selbst und kombiniert frühe Aufnahmen aus ihrem Elternhaus mit Verweisen auf ihre heutige Realität.
Tony Cokes, Evil.66.1 (DT.sketch.1.8), 2016
Video, Farbe, Ton, 07:44 Min., Courtesy der Künstler; Greene Naftali, New York; Electronic Arts Intermix (EAI), New York
Tony Cokes, Evil.66.2 (DT.sketch.2.7), 2016
Video, Farbe, Ton, 08:04 Min., Courtesy der Künstler; Greene Naftali, New York; Electronic Arts Intermix (EAI), New York
Evil ist ein seit 2001 fortlaufendes Projekt des Medienkünstlers Tony Cokes (*1956 Richmond, Virginia, lebt in Providence, Rhode Island). Die Serie widmet sich dem US-amerikanischen Krieg gegen den Terrorismus und nimmt die hiermit verknüpfte Berichterstattung der Massenmedien unter die Lupe. Cokes, der durch seine Videoarbeiten, die animierte Texte, einfarbige Folien und Popmusik miteinander kombinieren, internationale Bekanntheit erlangte, enthüllt in Evil keine bisher unbekannten und sensationellen Fakten, sondern präsentiert seinem Publikum die Monstrosität dessen, was zwar bereits öffentlich ist, jedoch unbeachtet blieb. Für Evil.66.1 (DT.sketch.1.8) (2016) setzte der Künstler reißerische Zitate von Donald Trump, die im Vorfeld der Präsidentschaftswahl 2016 in den USA in den Medien zu finden waren, zu einer Textcollage zum Thema Bigotterie, insbesondere Frauenfeindlichkeit, zusammen.
Petra Cortright, pink_para_1stchoice, 2013
Webcam-Video, Farbe, Ton, 03:14 Min., Courtesy die Künstlerin; Société, Berlin
Petra Cortright (*1986 Santa Barbara, Kalifornien, lebt in Los Angeles) ist selbst die einzige Protagonistin ihrer international über die Kunstwelt hinaus bekannten Video-Beiträge auf der Internetplattform YouTube. Die US-amerikanische Künstlerin arbeitet in den Bereichen Video, Malerei und digitale Medien. Die Zurschaustellung und Hinterfragung eines durch die große Anzahl der gegenwärtigen Animationseffekte und technischen Filter verzerrten Selbstbildes der Künstlerin zieht sich durch ihr Schaffen. Unter den zehn in der Ausstellung hintereinander im Loop gezeigten filmischen Werken Cortrights befindet sich auch das bereits im amerikanischen Fernsehen ausgestrahlte Video bridal shower_w_rose (2013), das neben der Befragung des durch die Möglichkeiten des Internets veränderten Selbst auch den dazugehörigen Beitrag und die Sehgewohnheiten des Publikums thematisiert.
Folkert de Jong, Golgotha, 2018
Pigmentierter Polyurethan-Schaum, Metall, Perücke, Spielzeugmotor, Tonanlage, Ton, 251 x 110 x 80 cm, Courtesy der Künstler; Valentin, Paris
Der Künstler Folkert de Jong (*1972 Egmond aan Zee, Niederlande, lebt in Amsterdam) ist für seine theatralischen, narrativen Tableaus bekannt, die sich mit Krieg, Gier und Macht befassen und historische Figuren in einen zeitgenössischen Kontext einbetten. Sein Werk-Trio Golgotha (2018), drei mächtige Figuren aus Polyurethan-Schaum, verweist im Titel auf den gleichnamigen Hügel außerhalb Jerusalems, auf dem die Kreuzigung von Jesus von Nazareth vollzogen wurde. Trotz der – durch die hängende körperliche Haltung, den Nagelungen an Händen und Füßen und den Dornenkronen – klar zu identifizierenden Christus-Ikonografie erscheint die Szene eher apokalyptisch statt religiös. In zwanghafter und ergebnisloser verbaler wie maschinell-physischer Wiederholung erinnert de Jongs Triptychon an gotische Dämonen bei einem Konzert von Alice Cooper und lässt uns darüber nachdenken, welche Konzepte des Glaubens und des Bewusstseins über Geschichte/n unsere Gegenwart bestimmen.
Verena Dengler, U want a piece of me?, 2014
Netzbanner, Poster mit Fotodruck, 600 x 380 cm, Courtesy Galerie Meyer Kainer, Wien
Verena Denglers (*1981 Wien, lebt in Wien) überlebensgroßes Portrait U want a piece of me? (2014) hinterfragt die verschwommenen Grenzen zwischen öffentlichem und privatem Raum im Internet und verweist nicht zuletzt auf die zugehörige Markierung künstlerischer Autorschaft. Die anspielungsreichen Malereien, Zeichnungen, Skulpturen und Texte der österreichischen Künstlerin besitzen einen satirischen Ton aus dem Off dessen, was als guter Geschmack im Feld der Ästhetik gilt, und einen ernsten, politischen Kern, der immer wieder die Übergänge zwischen Massengeschmack und Hochkultur abtastet. Die ironische und expressive Verwendung von reißerischen Zitaten aus den Medien zieht sich kontinuierlich durch Denglers künstlerischen Ausdruck und ist auch für ihre Collage Denglisch 2 (2013) zentral.
Ryan Gander, 2000 year collaboration (The Prophet), 2018
Animatronische Maus, Gipsplatte, Ton, 08:54 Min., variable Maße, Courtesy Collection Lin Li, China; gb agency, Paris
Erst auf den zweiten Blick in den scheinbar leeren Ausstellungsraum lässt sich die kleine Maus aus Ryan Ganders (*1976 Chester, England, lebt in London und Suffolk) Installation 2000 year collaboration (The Prophet) (2018) entdecken. Mit der zarten, leisen Stimme der neunjährigen Tochter des englischen Künstlers hält die täuschend echte, naturgetreue Nachbildung des Tieres, aus einem Wanddurchbruch spähend, eine neun Minuten lange philosophische Rede. Diese bezieht sich inhaltlich auf einen in der letzten Szene von Charlie Chaplins Satire Der große Diktator (1940), welche die Person Adolf Hitlers und den deutschen Nationalsozialismus behandelt, ausgesprochenen Appell für Menschlichkeit, Gerechtigkeit und Weltfrieden. Bezüge zur Kunstgeschichte, zur Kinematographie und narrative Strukturen sind essentiell in Ryan Ganders Werk.
Yuri Pattison, dust scraper fan 3.1, 2017
Maßgefertigtes Plexiglas IU Format Servergehäuse, Netzgerät, PC Ventilator, Büroklammer, TSA Schloss, gedruckte Materialien, Schlüssel, Kabel, Staub, Talg, 5 x 65,5 x 43 cm, Courtesy der Künstler; mother’s tankstation Dublin, London
Yuri Pattison, dust scraper fan 3.5 foia request declined, 2017
Maßgefertigtes Plexiglas IU Format Servergehäuse, Netzgerät, PC Ventilator, Büroklammer, Pass (British Honduras), gedruckte Archivbilder, Luftpolsterfolie, Kabel, Staub, Talg, 5 x 66,5 x 43,5 cm, Courtesy der Künstler; mother’s tankstation Dublin, London
Yuri Pattison (*1986 Dublin, lebt in London) untersucht die vielfältigen Beziehungen zwischen visuellen Kulturen, Kommunikationstechnologien und der Verbreitung von Informationen. Daten, Metadaten sowie eine Mischung aus Faktenmaterialien, Archivquellen und historischen Fragmenten sind die Inhalte der medialen Arbeiten des irischen Künstlers. peace mode (off) – context collapse (2018) ist Teil eines Werkkomplexes, welcher die Zusammenhänge und Widersprüche zwischen Gestaltungsprinzipien und der Technologie von fortschrittlichen Co-Working-Spaces untersucht. Dabei werden auch extreme zeitgenössische Erholungserlebnisse, wie das einmal jährlich stattfindende Burning Man Festival in der Black Rock Desert im US-Bundesstaat Nevada nicht außer Acht gelassen. Nüchtern präsentiert dieses Werk die Vision einer Welt, welche sich bekannten Science-Fiction-Dystopien annähert.
Signe Pierce, Photoshop, 2017
Video, Farbe, Ton, 00:15 Min., Courtesy die Künstlerin; Galerie Nathalie Halgand, Wien
Die selbst ernannte „reality artist“ Signe Pierce (*1988 Tucson, Arizona, lebt in New York) befragt in ihrer Praxis das Spannungsfeld zwischen der Darstellung ihres digitalen Alter Egos und der Wahrnehmung ihres analogen Selbst. So berührt sie mit filmischen Arbeiten wie Photoshop (2017) cyberfeministische Diskurse. Der Kurzfilm American Reflexxx (2015) ist Pierces bisher bekanntestes Werk und zählt auf der Web-Plattform YouTube bereits 1,7 Millionen Klicks. Er zeigt die Künstlerin in einem kurzen Kleid und mit verspiegelter Maske eine Partymeile in Myrtle Beach, South Carolina, entlanglaufen und fängt die teils verstörenden verbalen Beschimpfungen und aggressiven physischen Reaktionen der Passant_innen ein. Die für die Ausstellung neu produzierte Aufnahme der Performance Performative Outrage (2018/19) hingegen thematisiert den überzogenen Ausdruck von Zorn in den sozialen Netzwerken.
Jim Shaw, Tragedy Display, 2018
Acryl auf Musselin, 153,7 x 121,9 x 5,1 cm, Privatsammlung, Courtesy der Künstler; Simon Lee Gallery, London
Die aktuellen Arbeiten des bekannten US-amerikanischen Künstlers Jim Shaw (*1952 Midland, Michigan, lebt in Los Angeles) kommentieren die Politik seines Heimatlandes und im Speziellen die Person des US-Präsidenten Donald Trump. Shaws charakteristischem Stil entsprechend beinhalten die Zeichnungen, Malereien und Collagen ein breites Spektrum an sozio-politischen, kunsthistorischen und popkulturellen Bezügen. Mit Anklängen aus Kitsch, Reklame, Propaganda und Comic sowie der Karikatur von Stars, Politiker_innen und anderen bekannten Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens schafft der Künstler eine sarkastische Persiflage auf die US-amerikanische Kultur. So erleidet in Tragedy Display (2018) eine rechtspopulistische Rampensau vor den Augen vergangener Berühmtheiten, u. a. Jackie und John F. Kennedy, den Social-Media-Tod der Gegenwart.
Gunther Skreiner, F1102_vgr_210.1_100x77_+130x100,1_08.02.2016, 2016
Inkjet auf Leinen, 140 x 200 cm, Courtesy der Künstler
Eine unregelmäßige und diffuse Kompositionsstruktur steht in Gunther Skreiners (*1946 Graz, lebt in Graz und Sevilla) Malereien, Collagen und Videos einem System aus klaren Linien und Zeichen gegenüber. Durch die Überlagerung dieser beiden Bestimmungsfaktoren schafft der steirische Künstler seit Jahrzehnten spannungsvolle abstrakt-figurative Bildwelten, die aus dem unermesslichen Fundus bildlicher Synonyme und ihrer Kombinationsmöglichkeiten schöpfen. Mit digitalen Bildserien, wie F1102TB17_2018 (2018/19), übersetzt Skreiner dieses künstlerische Prinzip aus dem zweidimensionalen in den digitalen Raum. Der Künstler fügt hierfür seinen visuellen, sich nun stetig selbst reproduzierenden Überlagerungen die zusätzliche Ebene einer Tonspur hinzu, die nicht minder als zeichenhafter Verweis auf bekannte Stimmen, Ordnungen und Systeme aus Politik, Geschichte und Gesellschaft fungiert.
Markus Sworcik, Untitled / (Get rid of your tongue), 2018/19
Monitor, Silikon, Aluminium, Plexiglas, Fake-Zungen, Animation, 00:00 Min., variable Maße, Courtesy der Künstler
In der für die Ausstellung entstandene Installation Untitled / (Get rid of your tongue) (2018/19) von Markus Sworcik (*1977 Graz, lebt in Graz) werden roh abgetrennte Fake-Zungen zur Metapher eines menschlichen Organs, welches einerseits für darüber transportierte Sinnlichkeit und körperliches Verlangen steht. Andererseits verweist die Zunge auf unser Mitteilungsbedürfnis und die menschliche Kommunikation, ihre aktuellen Kanäle und den (oftmals schwierigen) Umgang damit. Sworcik verhandelt hier, wie auch in weiteren seiner transdisziplinären Arbeiten, Materialität und erzeugt durch die Verschränkung von zugeschriebenen Bedeutungen und natürlichen Formen poetischen Ausdruck. In der Praxis des Grazer Künstlers nimmt die Übersetzung von Veränderungen geordneter und freier, öffentlicher und privater Strukturen eine zentrale Rolle ein.
Amalia Ulman, Dignity 02 (BUBBLE), 2018
Photo Rag Ultra Smooth 305 in Metallrahmen, 61 x 46 cm, Courtesy die Künstlerin; Deborah Schamoni, München
Die Netzkünstlerin Amalia Ulman (*1989 Buenos Aires, lebt in Los Angeles) thematisiert in ihren Werken gegenwärtige Diskurse rund um Hierarchie, Klasse und Sexualität. Die Werkserie Dignity (2017) der argentinischen Künstlerin geht auf ihre Instagram-Performance Privilege (2016) zurück. Die Narration um eine schwangere Büroangestellte beleuchtet die Zusammenhänge von Macht, Gender und Rassismus am Arbeitsplatz in Relation zu der Position der Urheberin als praktizierende Künstlerin. Die ausgestellten vier Hochglanzfotografien zeigen eine abgelichtete Ulman mit einer, an Ejakulat erinnernden, weißen Flüssigkeit im Gesicht, wie eine Celebrity vor der Kulisse eines roten Teppichs inszeniert. Zensur und Öffentlichkeit von Aggression und Intimität stehen im Zentrum der Gegenüberstellung der beiden Werkgruppen, von denen eine mit einem gelochten roten Display überdeckt ist.
Martha Wilson, Thump, 2016/18
C-Print, 85,5 x 70 cm, Courtesy Galerie Crone, Berlin/Wien
Martha Wilson (*1947 Philadelphia, lebt in New York) bedient sich bereits seit vier Jahrzehnten in ihren provozierenden Foto- und Videokunstwerken Rollenspielen, Kostümierungen und technischen Überzeichnungen anderer Personen, um ihre eigene weibliche Subjektivität auszuloten. Avantgardistische Werke von Wilson entstanden im Umfeld der amerikanischen Feminismus-Forschung der 1980er Jahre und sind noch heute ein berühmter Bezugspunkt für viele künstlerische Auseinandersetzungen in diesem Themenfeld. Für die in Graz ausgestellten Werke Thump (2016/18) und Makeover: Melania (2017) schlüpfte die Künstlerin in die Rollen des amtierenden US-Präsidenten und seiner First Lady. Für Ersteres ließ sich Wilson mit Perücke und passendem Make-Up im Rahmen einer Performance in Power-Pose vor dem Trump-Tower in New York ablichten.
Joseph Zehrer, Egoplastik I, II, III (Werkgruppe), 2018/19
3 Henkersschleifen aus Plastik-Tüten, Plastik-Handschuhen und mit Acryl bemalter Leinwand, Seilmaschine, variable Maße, Courtesy der Künstler; Galerie Nagel Draxler, Köln/Berlin
Die Werkgruppe Egoplastik (2018/19) von Joseph Zehrer (*1954 Perbing, Bayern, lebt in Köln) besteht aus drei zu Henkersschlingen gebundenen Seilen. Jede der Egoplastiken beinhaltet ein mit politischen, gesellschaftlichen und künstlerischen Verweisen besetztes Material: Zeitungen, Plastiktüten und Acryl auf Leinwand. Dieses Moment ist typisch für Zehrers künstlerische Auseinandersetzung, welche die Gesetzmäßigkeiten der Kunstwelt in Skulpturen, Installationen, Malereien und Zeichnungen häufig methodisch aufgreift. Eine vierte Schlinge mit Bestandteilen aus den Papierkörben des operierenden Künstlerhauses wird während der Laufzeit von Hate Speech. Aggression und Intimität von ihren Besucher_innen unter Mithilfe von Mitarbeiter_innen der Institution gedreht. Ihre Partizipation verwandelt die Egoplastik so in eine soziale Plastik.